Baumwolle von Kleinbauern in Afrika ist ökologisch
und sozial verträglicher“
Der Anbau von Baumwolle wird in vielen
Hauptproduzentenländern subventioniert - zum Schaden der ärmsten Anbaugebiete.
Zudem sind Baumwoll-Monokulturen oft ökologisch und sozial sehr bedenklich.
Verbraucher haben aber jetzt die Möglichkeit, gezielt Baumwolle aus fairem
Handel, aus biologischem Anbau oder von Kleinbauern in Afrika (Cotton Made in
Africa, CMIA) zu kaufen. Roger Peltzer von der Deutschen Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft erklärt, wie das funktioniert und warum er sich für
CMIA einsetzt.
Der größte Exporteur von Baumwolle sind die USA,
gefolgt von Zentralasien - also Usbekistan und Kirgistan. An dritter Stelle lag
lange Zeit Afrika südlich der Sahara, besonders der frankophone Teil. In den
vergangenen Jahren hat Afrika starke Konkurrenz aus Indien bekommen, das vom
Nettoimporteur zum Exporteur geworden ist. China ist Nettoimporteur, es
produziert allerdings große Mengen Baumwolle für die eigene Textilindustrie -
ähnlich wie Pakistan und Brasilien.
Wieso sind die USA als Industrieland beim Export
von Baumwolle führend?
Das liegt zum einen an der sehr gut entwickelten
Infrastruktur für die Landwirtschaft und an ihrer Integration in industrielle
Strukturen; das fördert technisch hoch entwickelte, kostensparende Anbauweisen.
Zum anderen profitieren amerikanische Baumwollfarmer von hohen staatlichen
Subventionen. Als Folge übersteigt die weltweite Produktion tendenziell die
Nachfrage und die Weltmarktpreise für Baumwolle werden gedrückt. Allerdings
tragen dazu auch China und Indien bei, die ihre Baumwollfarmer ebenfalls stark
stützen. Auch die Europäische Union (EU) subventioniert den Baumwollanbau.
Mit welchen ökologischen und sozialen Problemen ist
der Anbau von Baumwolle verbunden?
Drei Arten von Problemen können auftreten. Das
erste ist der Wasserverbrauch, wo die Felder bewässert werden - wie in weiten
Teilen der USA, Ägyptens, des Sudan und in Usbekistan und Kirgistan. Hier kann
der Wasserverbrauch für die Baumwollproduktion dramatische Folgen haben. In
Zentralasien zum Beispiel tragen die riesigen bewässerten Monokulturen dazu
bei, dass Wasserreserven wie der Aralsee austrocknen. In Afrika südlich der
Sahara wird aber kaum bewässert; auch in Indien wird Baumwolle zu einem großen
Teil in kleinbäuerlichem Regenfeldbau erzeugt. Das zweite Problem ist der hohe
Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, außer bei Bio-Baumwolle. Er ist umso
nötiger, je mehr Baumwolle in Monokultur produziert wird. Wo sie in der Fruchtfolge
angebaut wird wie in Afrika südlich der Sahara - dort wechseln Baumwollfelder
etwa mit Mais- oder Sorghumfeldern und kleinen Wäldern -, treten weniger
Schädlinge auf. Das dritte potenzielle Problem sind in einigen Regionen die
Arbeitsbedingungen im Baumwollanbau. Unkraut jäten, spritzen und pflücken sind
arbeitsintensiv, es sei denn, man mechanisiert es zum großen Teil wie in den
USA.
100 % POLYESTER
Sind schlechte Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit
eher in der arbeitsintensiven Kleinproduktion zu finden?
In kleinbäuerlichen Familienbetrieben bedeutet
Kinderarbeit in der Regel die Mitarbeit von Familienangehörigen, was nach den
Normen der Internationalen Arbeitsorganisation zulässig ist. Zum Problem wird
es, wenn zum Beispiel in großem Umfang Kinder in Burkina Faso und Mali
rekrutiert und für Monate unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Ernte in die
Côte d'Ivoire geschickt werden.
Wie wollen fair gehandelte Baumwolle oder Cotton
Made in Africa (CMIA), für die Sie sich einsetzen, diese Probleme angehen?
CMIA will für Baumwolle aus Afrika südlich der
Sahara den textilen Massenmarkt in Europa und in den USA erschließen. Diese
Baumwolle wird nicht bewässert, nicht subventioniert und in Fruchtfolge mit
anderen Produkten angebaut. Es müssen also weniger Pestizide eingesetzt werden
und der Anbau konkurriert nicht mit dem von Nahrungsmitteln, sondern ergänzt
ihn. Deshalb ist diese Baumwolle per se ökologisch und sozial verträglicher als
in vielen anderen Teilen der Welt.
Wie unterscheidet sich der Ansatz von fair gehandelter
Baumwolle und Bio-Baumwolle?
Auch die faire und die Bio-Baumwolle geben wichtige
Impulse, um den Markt für nachhaltige Baumwolle auszuweiten. Sie erreichen aber
bis jetzt oft nur Nischenmärkte. Bei fair gehandelter Baumwolle wird den Bauern
ein höherer Preis bezahlt als auf dem Weltmarkt. Der faire Handel hat
traditionell weniger auf die ökologische Nachhaltigkeit der Produktion
geachtet, hierfür gelten bei der Bio-Baumwolle strenge Kriterien. CMIA verfolgt
einen ganzheitlichen Ansatz. Verlangt wird ein nachhaltiger Anbau, der aber
einen kontrollierten Pestizideinsatz zulässt, das heißt es ist kein Bio-Anbau.
Und es gelten Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen der Bauern sowie in
der Entkernungsanlage. CMIA achtet darauf, ausbeuterische Kinderarbeit
auszuschließen und darauf, dass die Bauern pünktlich bezahlt werden.
Die drei Siegel für verantwortliche Baumwolle
konkurrieren miteinander?
Ja, aber sie ergänzen sich auch. So kommen fair
gehandelte Baumwolle und Bio-Baumwolle zu 70 bis 80 Prozent aus Indien; Afrika
ist auf diesem Markt kaum vertreten. Die Inder sind hier wettbewerbsfähiger,
nicht zuletzt weil die Wertschöpfungskette hinter dem Anbau besser
funktioniert. Insgesamt können die drei sozialen und ökologischen Marken
voneinander lernen. Ein gewisser Wettbewerb ist da gesund. So werden bisher
beim Bio-Anbau soziale Kriterien weniger beachtet. Der faire Handel hat ein
anderes strukturelles Problem: Er bietet den Bauern einen Aufpreis für nach
sozialen Standards erzeugte Güter an, kann aber nicht garantieren, dass die
gesamte Ernte zu diesen Bedingungen abgenommen wird. Um das zu vermeiden, zahlt
CMIA in der Einführungsphase denselben Preis wie für konventionelle Baumwolle.
Was haben die Bauern dann davon, sich den
Anforderungen von CMIA zu unterwerfen?
CMIA hilft ihnen mit speziellen Programmen,
nachhaltiger und produktiver anzubauen. Zweitens gibt CMIA der afrikanischen
Baumwolle ein Gesicht, sie kann gezielt nachgefragt und so ihre Chancen auf dem
Weltmarkt verbessert werden. Mittel- und langfristig soll auf diese Weise die
Nachfrage nach Baumwolle aus Afrika ausgeweitet werden, so dass deren Preise
steigen, wenn sich die Textilhändler hoffentlich um CMIA-Baumwolle reißen. Der
höhere Preis wird dann auch den Bauern zu Gute kommen.
Am Ende soll Kleidung mit dem Label CMIA teurer
sein als konventionelle - ähnlich wie im fairen Handel?
Ja, aber bei CMIA soll der Aufpreis aus der Dynamik
des Marktes entstehen, aus der steigenden Nachfrage. Der faire Handel
organisiert wie gesagt das Angebot, ohne immer zu wissen, wo es abgesetzt wird.
Allerdings: CMIA erhebt schon jetzt eine Lizenzgebühr, die in der Startphase im
Wesentlichen dazu dient, die Kosten des Markenaufbaus abzudecken. Mit der
Nachfrage, die erfreulich stark wächst, steigen die Lizenzeinnahmen, und die
Partner von CMIA überlegen, in Zukunft den größten Teil dieser Überschüsse in
Form von Dividenden an die Bauern direkt weiterzugeben.
Wer zahlt die Lizenzgebühren?
Der beteiligte Textil-Einzelhandel.
Ohne dass die Produkte teurer werden als
konventionelle Kleidung?
Die Gebühr beträgt einschließlich der Kosten für
die Etiketten, die die Kleidung als CMIA- Textil kennzeichnen, etwa 12 Cent pro
Stück. Das bringt der Handel in der Regel in der Kalkulation unter.
Kontrolliert CMIA die Einhaltung der
Anbau-Standards?
Ja - zum Beispiel ob die Bauern beim Spritzen
Schutzkleidung tragen und die Behälter der Pestizide vergraben, statt sie als
Trinkbehälter für ihre Kinder zu nutzen.
Sie können doch nicht Zehntausende Bauern besuchen
und schauen, was sie mit den Kanistern machen.
Natürlich nicht. CMIA lässt unabhängige Prüfer die
Managementsysteme der Baumwollgesellschaften kontrollieren, die das Programm
steuern, und ausgewählte Gruppen von Bauern befragen, um Unstimmigkeiten zu
finden. Dies wird bisher aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit bezahlt.
CMIA hofft aber, diese Kosten in drei, vier Jahren aus den Lizenzgebühren
aufbringen zu können.
Bisher hängt CMIA von Entwicklungshilfemitteln ab?
In der Aufbauphase spielen die eine große Rolle. Um
CMIA am Markt durchzusetzen, braucht man einen langen Atem. CMIA hat mit
öffentlicher Entwicklungshilfe auch Bauern in Afrika geholfen, produktiver zu
werden und ökologischer anzubauen - vor allem mit Beratung, daneben mit
Krediten zum Beispiel für Ochsengespanne. An der Finanzierung dieser Programme
beteiligt sich seit Beginn 2009 die Bill&Melinda Gates Foundation. Die
Vermarktung in Deutschland ist inzwischen schon selbsttragend. Auf der anderen
Seite trägt sich der Vertrieb von fairer und biologischer Baumwolle auch nicht
immer selbst. Zum Beispiel ist Coton Équitable, eine französische Initiative
für faire Baumwolle, stark von der Regierung in Paris unterstützt worden.
Ist das Nebeneinander verschiedener Kontrollsysteme
für konkurrierende Label nicht problematisch?
Auf jeden Fall dann, wenn ein und dieselbe
Bauern-Kooperative mehrere verschiedene Zertifizierungsprozesse durchlaufen
muss, wie das beim Kaffee vorkommen kann. Da kann es sein, dass vier
Zertifizierer für jeweils ein Siegel kommen und zu 70 Prozent dieselben Fragen
stellen. Bisher ist das aber bei Baumwolle nicht der Fall, weil es erst seit
wenigen Jahren faire Baumwolle, Bio-Baumwolle und CMIA gibt, und die
konzentrieren sich jeweils auf verschiedene Regionen. Der faire Kaffee hat fünfzehn
Jahre Vorsprung.
Wird verfolgt, in welchen Textilien am Ende wie
viel afrikanische Baumwolle steckt?
Ja, wenngleich das kompliziert ist. Die
Rohbaumwolle wird im ersten Schritt entkernt und zu Ballen gepresst. Die gehen
in die Spinnerei, das Garn dann in die Wirkerei oder Strickerei. Ein großer
Teil der afrikanischen Ballen wird in China gesponnen und gewoben, aber auch in
Mauritius und Bangladesch. Der Stoff wird dann gefärbt und schließlich zu
Konfektion verarbeitet, oft wieder in anderen Ländern. Weil da die
Nachverfolgung aufwändig ist, wollte CMIA ursprünglich nach dem Ökostrom-Modell
vorgehen und lediglich sicherstellen, dass in die Wertschöpfungskette
mindestens so viel nach CMIA-Standards erzeugte Baumwolle reingeht, wie am Ende
als Textilien rauskommt. Aber um das zu kontrollieren, müsste man wohl Daten
von hunderten von Verarbeitungsbetrieben bekommen und analysieren. Das ist
praktisch unmöglich. Deshalb hat CMIA nun ein System von akkreditierten
Spinnereien und Webereien in allen wichtigen Produktionsländern aufgebaut. Sie
erhalten Lizenzen und führen online Buch. So weiß CMIA immer, wie viel
Projektbaumwolle gerade bei den angeschlossenen Betrieben ist.
Wer vertreibt CMIA-Produkte?
Der größte Abnehmer ist Tchibo, gefolgt von der
Otto-Gruppe, die unter der Führung von Dr. Michael Otto CMIA initiiert und auf
den Weg gebracht hat. Hinzu kommen Labels wie Tom Tailor, S.Oliver, Puma und
andere. CMIA findet inzwischen auch in dem Heimtextilmarkt große Resonanz, vor
allem bei Bettwäsche.
Was macht die Initiative für Unternehmen attraktiv?
Neben dem Imageeffekt sind die Standards der
Initiative für Textil-Einzelhändler eine Art Risikoabsicherung. Denn wenn dort,
wo sie Baumwolle einkaufen, grobe ökologische und soziale Missstände aufgedeckt
und zum öffentlichen Thema werden, kann der Absatz einbrechen. In
Großbritannien hat das vor ein paar Jahren eine Kampagne gegen
Menschenrechtsverletzungen im Baumwollsektor Usbekistans gezeigt. Das hat dazu
beigetragen, dass England inzwischen beim Vertrieb von fairer Baumwolle führend
ist.
Ist der Absatz von CMIA auf Deutschland
konzentriert und wie hoch ist er?
CMIA ist seit diesem Jahr auch auf dem
französischen und US-amerikanischen Markt, Tendenz stark steigend. Aber im
Moment erzielt es noch 70 bis 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland; 2007
kamen hier etwa 400.000 Einzelteile in den Handel, 2008 waren es bereits 2,4
Millionen und für 2009 rechnet CMIA weltweit mit 6 bis 7 Millionen. Zum
Vergleich: Wenn CMIA in Deutschland 5 Millionen Textilien im Wert von
durchschnittlich zehn Euro absetzen kann, macht das 50 Millionen Euro jährlich.
Der gesamte Umsatz mit allen fair gehandelten Produkten lag 2008 in Deutschland
bei etwa 200 Millionen Euro.
Sehen Sie ein ähnliches Wachstumspotenzial bei
fairer und biologischer Baumwolle?
Faire Baumwolle hat gerade in England mit den
Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen. Aber bei der Bio-Baumwolle, die zum
Beispiel auch C&A verkauft, gab es in den vergangenen Jahren konstant große
Zuwächse. Da sehe ich Chancen für weiteres Wachstum.
Ist Gen-Baumwolle bei CMIA verboten - wie bei
Bio-Baumwolle?
CMIA hat auf Gen-Baumwolle ein dreijähriges
Moratorium. Einige der afrikanischen Partner sind aber daran interessiert,
Gen-Baumwolle anzubauen - auch wenn die dann nicht als CMIA vermarktet werden
kann. In den Hauptanbauländern USA, Indien und China sind mittlerweile 60 bis
70 Prozent der Baumwolle genetisch verändert. Viele Afrikaner sehen darin einen
technischen Fortschritt, von dem sie nicht ausgeschlossen werden wollen. Und
Gen-Baumwolle spart Arbeit: Um einen Hektar gegen Schädlinge zu spritzen, muss
ein Bauer 15 Kilometer laufen. Gen-Baumwolle ermöglicht ihm, statt sechs Mal
nur drei oder vier Mal zu spritzen.
Muss Baumwolle von Kleinbauern nicht ohnehin
weniger gespritzt werden?
Das stimmt. Auf großen Plantagen wird vielleicht
zwölf Mal während des Anbaus gespritzt. Der Vorteil der Gen-Baumwolle ist für
Kleinbauern geringer als auf großen Plantagen, aber er ist da. Tests in Burkina
Faso haben das in den vergangenen drei Jahren belegt. Hinzu kommt, dass dieses
Land einen günstigen Vertrag mit Monsanto, dem Anbieter des genetisch
veränderten Saatguts, ausgehandelt hat. Unter anderem hängt danach die
Lizenzgebühr für das Saatgut von dessen Produktivität ab - wenn die Ernte schlecht
ist, fallen kaum oder gar keine Lizenzgebühren an. Das Hauptrisiko des
Gen-Saatguts für die Bauern ist ja, dass es teuer ist und sie, wenn die Ernte
schlecht ist, die Kredite dafür nicht abzahlen können. Das entfällt in Burkina
Faso weitgehend. Deshalb zeigen dort alle Beteiligten - von den
Baumwoll-Gesellschaften bis zu Bauernvertretern - großes Interesse,
Gen-Baumwolle einzuführen. In anderen afrikanischen Ländern wird das zum Teil
anders und kontrovers diskutiert.
Warum lehnt CMIA dann Gen-Baumwolle ab?
Zum einen sind an dem Projekt CMIA neben dem
Einzelhandel auch Entwicklungsorganisationen und zwei Naturschutzverbände
beteiligt. Diese lehnen die Vermarktung von Gen-Baumwolle eindeutig ab. Der
zweite wesentliche Grund ist, dass Gen-Baumwolle für CMIA unter
Imagegesichtspunkten in Europa nicht zu vermarkten ist. Unsere afrikanischen
Partner wurden überstimmt.
BASIC FACTS ÜBER POLYESTER
Polyester ist eine synthetische
Faser, die aufgrund ihrer unkomplizierten Beschaffenheit zu einem der inzwischen
beliebtesten Bekleidungsstoffe verarbeitet wird. Ob isoliert oder durchmischt
mit anderen Fasern kommt das Gewebe aus chemischen Esther-Verbindungen
inzwischen in fast allen Bekleidungssortimenten zum Einsatz. Da seine
Faserstruktur dreimal so fein ist wie die von Seide, zählt Polyester zu den
Mikrofasern. Seine extrem kleinen Poren machen Polyester sehr dicht und dadurch
abweisend gegenüber Schmutz oder Wasser – ein Grund, warum es vor allem für
Bademode und Outdoorbekleidung zum Einsatz kommt. Nachteilig wirkt sich diese
Eigenschaft wiederum aus, wenn die Kleidung atmungsaktiv sein soll.
ANSPRUCHSLOSE ALLROUND-FASER
Polyester ist deutlich anspruchsloser
in der Pflege als beispielsweise Baumwolle. Da sie kaum Feuchtigkeit
absorbiert, trocknet die Faser zügig an der Luft wie im Wäschetrockner, ihre
Formbeständigkeit sorgt dafür, dass Kleidung weder einläuft, noch sich
ausdehnt. Die meisten Blusen oder Shirts aus Polyester sind auch bügelfrei und
knitterfest, und können nach wenigen Stunden lufttrocknen über einem Bügel
schon wieder in den Schrank gehängt werden.
Wenn Sie empfindliche Haut haben oder
in der Vergangenheit allergisch auf Kunstfasern reagiert haben, sollten Sie
auch bei Polyester aufpassen. Da die Faser so umgänglich ist, wird sie häufig
chemisch gefärbt – was einerseits positiv zu bemerken ist, da
Polyester-Bekleidung sehr lange farbecht bleibt und wesentlich langsamer
verblasst als Textilien aus gefärbter Wolle. Andererseits kann es aber zu
allergischen Hautreaktionen kommen. In solchen Fällen ist es besser, Polyester
nicht als unterste Schicht auf der Haut zu tragen – bei Sweatshirts oder Winterjacken ist diese Wirkung tendenziell zu
vernachlässigen.
GEWEBE-REINHEIT UND AUSRÜSTUNG
Von einem klassischen
Polyester-Mischgewebe spricht man, wenn 55% Polyester mit 45% Baumwolle vereint
werden. Die Beisetzung von Schurwolle oder Baumwolle ist ein häufig
eingesetztes Mittel, um Polyesterkleidung atmungsaktiver zu machen.
Für Sportmode oder Unterwäsche ist reines Polyester wenig
geeignet, da es aufgrund seiner dichten Gewebestruktur nicht atmungsaktiv ist.
Dafür überzeugen seine isolierenden Eigenschaften umso mehr: Denn wo keine Luft
eindringen kann, wird auch Wärme besser konserviert. Aus diesem Grund wird das
Innenfutter von Wintermänteln oder Parkas oft aus Polyester gearbeitet.
Grundsätzlich können Sie bedenkenlos zu reiner Polyester-Kleidung greifen, wenn
Sie nicht ins Schwitzen kommen – beispielsweise bei Winter-Oberbekleidung. Für
den Wintersport sollte es lieber ein durchlässiges Mischgewebe sein.
UV-SCHUTZ UND HYDROPHOBIERUNG
Weitere Vorteile von Polyester sind
die vielseitigen Ausrüstungs-Möglichkeiten für das Material selbst. So kann die
Faser mit UV-Schutz angereichert werden, der vor allem bei Bademode und
Sportbekleidung immer häufiger nachgefragt wird.
Auch Hydrophobierung, ein Prozess, in
dem das Textil mittels Paraffinen, Wachs oder verschiedenen Salzen
wasserabweisend gemacht wird, wertet Polyesterbekleidung zweckmäßig auf. Hier
sollte allerdings auf die Art der Imprägnierung geachtet werden, da manche
Verfahren die Umwelt stark belasten und auch reizend auf die Haut wirken
können.
Polyester als Funktions-Faser ist
unkompliziert, beständig und pflegeleicht, für empfindliche Hauttypen oder
heißes Wetter ist das Gewebe aber nur bedingt geeignet.
Vorteile:
•
günstig und
pflegeleicht
•
sehr wetter- und
formbeständig → kein Knittern
•
kaum Ausdehnen,
Abscheuern oder Verblassen
•
meist bügelfrei
•
äußerst geringe
Wasseraufnahme
•
sehr leichte, feine
Fasern
Nachteile:
•
schlechte
Atmungsaktivität
potenziell hautreizend
Bio-Baumwolle und Recyceltes Polyester im
Vergleich
Wir wollen herausfinden welches der
beiden Rohmaterialen umweltfreundlicher, energieef- fizienter und
ressourcenschonender ist. Polyester wird nachgesagt, dass es für schnelles
Schwitzen und unangenehmen Tragekomfort sorgt – so, wie man sich eben Plastik
auf der Haut vorstellen würde. Denn nichts anderes ist Polyester. Die
Kunstfaser gilt als umweltbe- lastend und unökologisch. Doch was ist wahr an
diesen Aussagen? Oder hat am Ende Polyes- ter doch noch den Titel des
Umweltfreundlichsten T-Shirts verdient?
Bio ist in. Die Wichtigkeit von Bio
begrenzt sich aber schon lange nicht mehr nur auf Lebensmittel und Co. Auch in
der Modewelt gewinnen Bioprodukte immer mehr an Bedeutung. Bio-Baumwolle ist
ein reines Naturprodukt und somit eilt ihm der Ruf von Umweltfreundlichkeit
voraus. Doch auch der Kunststoff Polyester kann, durch richtige Verwendung, mit
einer niedrigen Ökobilanz glänzen.
Welcher Stoff ist nun aber tatsächlich
„Grüner“?
Die Berliner Modedesignerin Susanna
Wagner setzt mit ihrer Mode auf Bio-Baumwolle. Der natürlich nachwachsende
Rohstoff ist angenehm zu tragen und Hautfreundlich, sowie verträglich. Die Ent-
scheidung, nur Produkte aus Bio-Baumwolle zu vertreiben, wurde ganz bewusst
getroffen.
„Da Bio-Baumwolle ohne Pestizide angebaut
wird, ist sie zum einen nachhaltiger und umweltscho- nender für die Umwelt und
zum anderen für den Träger gesünder.“ Susanna Wagner
Die Firma „Pure“ hat sich auf
Wintersportkleidung spezialisiert. In der Herstellung dieser Kleidungs- tücke
ist Polyester, aufgrund seiner Eigenschaften, mehr gefragt als Baumwolle.
Polyester ist At- mungsaktiv und leitet Feuchtigkeit gut ab. Die Firma hat das
Potenzial von Polyester erkannt und arbeitet mit recyceltem Polyester. Dies
soll laut Alex Strühmann absolut umwelttauglich sein.
„Dadurch, dass wir auch in unserer
Gesellschaft schon so viel Plastik verwenden, für Verpackungen, für
Plastikflaschen, können wir den Müll recyceln und dadurch recycelten Polyester
machen.“
Alex Stühmann, Pure
Doch wie viel Wasser und Energie werden
in der Herstellung und Pflege tatsächlich für diese Produk- te aufgewendet und
wie einfach gestaltet sich die Entsorgung am Ende des Lebenszykluses dieser
beiden Materialien überhaupt?

Erst wenn diese Bereiche eindeutig
Umwelt- und Ressourcenschonend bewertet werden, kann man von einer Grünen
Alternative zu unserer konventionellen Kleidung sprechen. Denn ein Produkt ist
erst dann ökologisch und umweltschonend wenn die gesamte textile Kette
umweltbewusst und Energie- und Ressourcenschonend arbeitet.
Zudem muss das Produkt am Ende seines
Zykluses vom Hersteller zurückgenommen wird. Weiteres muss dann, im Fall von
Baumwolle, das Produkt wieder in einen ökologischen Kreislauf zurückgeführt
werden. Im Fall von Polyester, muss das Produkt in einen technischen Kreislauf
zurückgeführt wer- den.
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